Herr Oberbürgermeister! Herr Bundeskanzler! Bürger der Stadt Bonn!
Ich bin sehr stolz darauf, daß ich aus unserer Hauptstadt Washington heute in die Hauptstadt der Bundesrepublik gekommen bin, und zwar aus vielen Gründen. Einmal gibt mir dieser Besuch die Möglichkeit, mit Bundeskanzler Adenauer und den Mitgliedern seiner Regierung zu sprechen, und zum anderen gibt er meinem, dem amerikanischen Volk die Gelegenheit, zu sehen, welch hohes Vertrauen es hier genießt und wie sehr das Bündnis zwischen unseren Völkern hier hochgehalten wird.
Ich bin stolz darauf, daß die Vereinigten Staaten so viele Jahre nach dem Kriegsende es möglich gemacht haben, nach 150 Jahren des Isolationismus eine bedeutsame Rolle im Kampf um die Freiheit in der ganzen Welt einzunehmen, und ich kann Ihnen sagen, daß das amerikanische Volk es nicht als eine Last, sondern als ein Privileg ansieht, in diesem großen Unterfangen eine bedeutsame Rolle zu spielen.
Ich kann Ihnen versichern, daß, solange andere bereit sind, mit uns gemeinsam diese Arbeit zu verrichten, wir diese Bemühungen fortsetzen werden und daß die Vereinigten Staaten ihren fairen Anteil bei diesen Bemühungen, die sich um die halbe Welt erstrecken, und zwar in einem Halbkreis von Berlin bis nach Saigon, dazu beitragen werden, daß die freien Länder der Welt frei bleiben, und ich bin zuversichtlich, daß das Wort Jeffersons eines Tages wahr wird, der gesagt hat, daß der Traum von der Freiheit ansteckend ist.
In den letzten hundert Jahren sind sechs Millionen Deutsche in die Vereinigten Staaten ausgewandert, und heute sind 2 Millionen Amerikaner deutscher Abstammung. Die Stadt Chicago hat mehr Bürger, die selber in Deutschland geboren sind oder deren Eltern dort geboren sind, als die Stadt Bonn.
Carl Schurz schreibt in seinen Memoiren, daß er seine erste, ganz unvorbereitete Rede vor Studenten der Universität hier in Bonn gehalten hat. Einer seiner Professoren fragte ihn nach seinem Alter, und als er sagte 19, erwiderte der Professor: „Schade, Sie sind viel zu jung für unser neues Parlament.“ Das gleiche, sagt man mir, hat man vor Jahren über Ihren Bundeskanzler gesagt.
Ich danke Ihnen für Ihr herzliches Willkommen und möchte zum Abschluß sagen: Bonn ist eine der Hauptstädte der freien Welt, und mit Hilfe der Bemühungen Ihres Bundeskanzlers und des ganzen deutschen Volkes und unserer Bemühungen werden wir sicher sein, daß es weiter eines der großen Zentren der freien Welt bleibt. Ich grüße Sie in diesem Gedenken.
Originalversion:
Mr. Mayor, Mr. Chancellor, citizens of Bonn:
I am very proud to come from my own capital of Washington to the capital of the Federal Republic for many reasons: because it gives me an opportunity to talk to your distinguished Chancellor and the members of his government, and also because it gives the people of my own country an opportunity to see how warmly they are regarded and esteemed and how much their alliance is valued. I am proud of the fact that in the years since 1945 the United States, after 150 years of withdrawal, of isolation, has found it possible to play a significant part in the great fight for freedom all around the globe. I can tell you that the people of the United States do not regard this effort as a burden. They regard it as a privilege to play their part in these great days. I can assure you that as long as there are any who join with us, who wish this common effort to continue, the United States will help bear its fair share of the burden in a great half-circle, stretching from Berlin to Saigon. We will keep this free world free until the day comes, as Thomas Jefferson predicted it would, that the disease of liberty, which is catching, spreads throughout the world.
In the last 100 years, 6 million Germans have left your country to come to the United States. Today there are 25 million Americans of immediate German descent, and there are more in the city of Chicago that were either born in Germany or their parents born in Germany than live in this city of Bonn.
Carl Schurz wrote in his 19th century memoirs that his first public speech was an extemporaneous public outburst to a crowd of his fellow students in the great University Hall at Bonn. He related how one of his professors inquired of his age and, when told he was 19, remarked, "Too bad; still too young for our new German Parliament." They have been saying the same thing about your Chancellor for many years!
Ladies and gentlemen, I am grateful for your welcome. This city of Bonn is the capital of the free world. Because of the efforts of the Chancellor and all of the German people it will continue to be a center of the free world. I salute you.