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Theater Hamburg

Das plant der neue Thalia-Intendant Joachim Lux

Quelle: DDP/Roland Magunia
Jetzt weiß man genauer, was Joachim Lux vorhat. Er wird im Herbst Nachfolger von Ulrich Khuon als Intendant des Thalia-Theaters. Die Spielzeit beginnt dort mit gleich vier Inszenierungen des neuen Oberspielleiters Luk Perceval. Zum 45köpfigen Ensemble gehören viele Stars.

In flotter Ankündigungsprosa warf der neue Intendant des Thalia Theaters, Joachim Lux, auf seiner Antrittspressekonferenz rhetorische Nebelbömbchen. Die Erklärung, die Kontinuität zum bisherigen Programm des Hauses unter Ulrich Khuon solle gewahrt bleiben, blieb angesichts von Spielplan und Ensemble unverständlich und wäre auch gar nicht nötig gewesen, hat der neue Intendant doch auf beiden Feldern ein eigenes Profil zu bieten. Für die Kontinuiät hingegen stünde demnach neben wenigen im Ensemble verbleibenden Schauspielern nur die Nachwuchsregisseurin Jette Steckel, von der ungeachtet ihrer Verdienste nicht behauptet werden kann, sie habe mit ihrer ästhetischen Handschrift die Ära Khuon geprägt. Aus dieser werden "Die Räuber" in der Regie von Stemann, der "Thalia Vista Social Club" von Gedeon und das Kinderstück "Momo" übernommen.

Was Lux indes mit dem großen Aufwand von allein 16 Premieren in seiner ersten Saison im Großen Haus auf die Beine stellen will, ist überwiegend radikal-fundamentalistisches Theater der alten Schauspielhaus-Schule, das als eine Sparte unter vielen als etabliertes Bürgerschrecktheater heute an allen großen deutschsprachigen Häusern zum guten Bühnenton gehört. Erstaunlich mutig ist der Umfang, den diese Art der kritischen Kunst künftig ausgerechnet am immer noch als durchaus bürgerlich zu verortenden Thalia Theater einnehmen soll.

So beginnt die erste Saison mit gleich vier Abenden des neuen Leitenden Regisseurs Luk Perceval. Der durch seinen Shakespeare-Königsdramen-Zyklus "Schlachten" bekannt gewordene Flame eröffnet die Saison mit dem Abend "2BEORNOT2BE" bei dem die Bühne des Thalia Theaters am 3. September zu einer Art "Speakers Corner" nach Hyde-Park-Vorbild wird. Jeder Hamburger, den es mit einer Darbietung welchen Inhalts auch immer, nur nicht länger als drei Minuten, auf die Bühne zieht, darf sich für den mehrstündigen Eröffnungsklamauk anmelden.

Am 4. September folgt dann Percevals "Kennedytrilogie", eine Uraufführung, die sich mit der Rolle der Familie des ehemaligen amerikanischen Präsidenten John F. Kennedy auseinandersetzt. Die dritte Produktion der Saison ist die Deutsche Erstaufführung des Ingmar-Bergman-Stückes "Nach der Probe" in der Regie von Perceval. Anschließend präsentiert derselbe Regisseur seinen "Othello", eine Übernahme von den Münchner Kammerspielen. Auf die vier Perceval-Premieren folgen für Freunde der Abwechslung drei Abende des Regisseurs Nicolas Stemann - getrennt nur durch einen "Peer Gynt" in der Regie des einstigen Schauspielhaus-Regisseurs Jan Bosse. Den Stemann-Auftakt macht die Uraufführung (als Übernahme vom Schauspiel Köln) des neuen Stückes von Elfriede Jelinek, das den Titel trägt "Die Kontrakte des Kaufmanns. Eine Wirtschaftskomödie", gefolgt von "Nathan der Weise" von Lessing und der Uraufführung "Abraumhalde Nathan", wiederum von Elfriede Jelinek. Auf diese Uraufführung folgt eine weitere, nämlich "Die Marx-Saga" nach dem Roman von Juan Goytisolo in der Regie von Christiane Pohle.

Ab November entwirft der Spielplan einen bunten Spaziergang durch die Theaterwelten älterer und jüngerer Klassiker: Auf "Richard II. Solo eine Königs" (Regie: Cornelia Rainer) folgt "Ödipus" von Sophokles in der Regie von Dimiter Gotscheff. Vom Maxim Gorki Theater übernimmt Lux "Die Präsidentinnen" von Werner Schwab in einer Inszenierung von Jan Bosse. Im Januar 2010 inszeniert dann Jette Steckel den "Woyzeck" von Tom Waits, Kathleen Brennan und Robert Wilson in Anlehnung an das Fragment von Georg Büchner.

Die Saison endet mit der Uraufführung "Andersen" in der Regie des einstigen Schauspielhaus-Regisseurs Stefan Pucher, mit "Kinder der Sonne" von Maxim Gorki in der Regie von Luk Perceval und dem Abschluss "Große Freiheit Nr. 7" nach dem Film von Helmut Käutner, Regie führt hier erneut Cornelia Rainer.

Das Thalia in der Gaußstraße, laut Lux "weiter ein Raum für Experimente", bietet weitere vier Uraufführungen und ein weiteres Stück namens "Jackie O." von Elfriede Jelinek. Hier werden neben Jette Steckel und Christiane Pohle neue Regisseure experimentieren. Die Autorentheatertage, als Gastspiel- und Entdeckerfestival etabliert, wird Ulrich Khuon ans Deutsche Theater Berlin mitnehmen. Einen Ersatz strebt Lux nicht an, will stattdessen kleinere Projekte ausrufen, für 2010 "Lessing-Tage", passend zum Spielplan.

Das 45-köpfige Star-Ensemble kann sich sehen lassen. So holte Lux neben Bibiana Beglau, Bruno Cathomas, Hans Kremer, Philipp Hochmair und Barbara Nüsse auch die ehemaligen Thalia-Schauspieler Sven-Eric Bechtolf und Wolf-Dietrich Sprenger. Dazu stoßen ehemalige Schauspielhaus-Stars wie Josef Ostendorf und Maja Schöne. Vom Khuon-Ensemble bleiben unter anderem Lisa Hagmeister, Christoph Bantzer und Victoria Trauttmansdorff.

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