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Legendäre Familiendynastie: Die Kennedys kehren nach Washington zurück

Foto: Bizuayehu Tesfaye/ AP

US-Kongresswahl Comeback der Kennedys

Er hat Charme, Talent und trägt einen großen Namen: Joseph Kennedy III., Großneffe des legendären Präsidenten, zieht in den US-Kongress ein. Der junge Rotschopf ist angetreten, den Familienclan wieder an die Schaltstellen der Macht zu bringen.

Washington/Newton - Die Demokraten jubeln: Joe hat es geschafft. Joseph P. Kennedy III., Großneffe des wohl beliebtesten US-Präsidenten des 20. Jahrhunderts John F. Kennedy (JFK), hat einen Sitz für das Repräsentantenhaus geholt. Der 32-Jährige setzte sich in Massachusetts durch, im Heimatstaat der Kennedys.

Der Erfolg des Nachwuchspolitikers, der von vielen nur Joe genannt wird, ist für seine Parteifreunde mehr als ein Sieg. Er ist für sie die Rückkehr der Kennedy-Dynastie auf die politische Bühne in Washington. "Wir haben wieder einen Kennedy", frohlocken sie, schließt doch der junge Politiker endlich die schmerzliche Lücke, die im vergangenen Jahr entstanden war.

Sein Onkel Patrick Kennedy hatte sich nicht mehr zur Wiederwahl für das Repräsentantenhaus gestellt. Ein Jahr zuvor war dessen Vater, Senator Edward "Ted" Kennedy, an einem Gehirntumor gestorben. Erstmals war damit kein Kennedy mehr im Parlament vertreten - und das, nachdem über mehr als sechs Jahrzehnte hinweg Mitglieder des legendären Familienclans kontinuierlich dem Kongress angehört hatten.

Auch Joes Vater Joseph Patrick Kennedy II. hat für die Demokraten im Repräsentantenhaus gesessen - dem ältesten Sohn des JFK-Bruders Robert gelang fünfmal hintereinander der Einzug ins Parlament. Jetzt soll der junge Rotschopf Joe mit dem charakteristisch markanten Kinn an diese Ära anknüpfen. Beobachter sagen, er habe das Zeug zu einer politischen Karriere, nicht nur wegen seines Charmes und rhetorischen Talents.

Studium an Elite-Unis

Joseph P. Kennedy III. hat sich gründlich vorbereitet. Er studierte an den besten Universitäten, erst in Stanford, später Jura in Harvard. Er schloss mit Auszeichnung ab. Der Kennedy-Sprössling diente im Friedenskorps, der Entwicklungshilfeorganisation, die sein Großonkel als Präsident gegründet hatte. Joe arbeitete als Anwalt, beriet pro bono sozial benachteiligte Familien in Boston, später war er für die Staatsanwaltschaft tätig. Auch politische Erfahrung hat er bereits vorzuweisen: 2006 managte er mit seinem Zwillingsbruder Matt die Kampagne für seinen Großonkel Edward Kennedy, der die Wiederwahl in den Senat schaffte.

Und Joe zeigte Geduld: Als er bereits 2010 gedrängt wurde, für das Abgeordnetenhaus zu kandidieren, lehnte er ab. Angesichts des schnellen Aufstiegs der Tea-Party-Bewegung schien es ihm ein schlechter Zeitpunkt, um als Demokrat in die Politik einzusteigen.

Mehr als nur der Name

Er sei stolz auf das Vermächtnis seiner Familie, hatte Joseph Kennedy III. zuletzt gesagt und dabei betont, dass er aus eigener Kraft Wählerstimmen gewinnen wolle. Allerdings weiß er auch um die Bürde, die sein berühmter Namen mit sich bringt.

Zuletzt musste 2009 seine Tante Caroline, das einzige noch lebende Kind von JFK, ihre Ambitionen auf den Senatssitz von New York aufgeben. Das Amt war durch Hillary Clintons Ernennung zur Außenministerin frei geworden. Doch Carolines Interesse an der Politik schien nur gering ausgeprägt gewesen zu sein: An vielen Wahlen hatte sie bis dato nicht teilgenommen, zudem machte sie in mehreren Fernseh-Interviews keine gute Figur. Ihren Gegnern gelang es, die Rechtsanwältin und Bildungsexpertin so darzustellen, als habe sie vor allem eine Qualifikation - ihren Namen.

Diesem Klischee trat Joseph P. Kennedy III. bereits kurz nach seiner Wahl entgegen. "Es ist ein unglaublicher Moment für mich", rief er seinen jubelnden Anhängern zu. Und ergänzte: "Ich bin dankbar und bereit, mit der Arbeit zu beginnen."

Mit Material von dpa